Das Púch von den chósten, unikal überliefert in der Münchener Sammelhandschrift Cgm 415 (15. Jh.), ist die einzige deutschsprachige Kochrezeptsammlung des Spätmittelalters, in der Zubereitungsanleitungen orientalischer Speisen überliefert sind. Das Besondere an dieser Textsammlung ist ihre medizinisch-diätetische Herkunft, erkennbar an ausführlichen Informationen über Wirkung und unerwünschte Nebenwirkungen durch den Genuss der Speisen. Über die lateinische Übersetzung der Rezepte durch den oberitalienischen Medicus Jambonino von Cremona (Liber de ferculis) im 13. Jh. kann ihre Textgeschichte bis in den Minhādj al-bayān, das umfassende Arzneibuch des Bagdader Arztes Ibn Djazla (11. Jh.) zurückverfolgt werden, welches in einer bislang unveröffentlichten Übertragung ins Französische durch Pieter de Koning (†1925) vorliegt. Die kritisch edierte Synopse aller drei Überlieferungsstufen samt Übersetzung ins Neuhochdeutsche und Kommentaren ermöglicht einen völlig neuen Blick auf kulturelle Transfer- und Adaptierungsprozesse zwischen Orient und Okzident an der Schnittstelle von Kulinarik und Diätetik.